„Thomasschule zu Leipzig“ – Bearbeiten

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{{Infobox Schule
| Schulname = Thomasschule
| Bild = [[Datei:Logo Thomasschule.svg|100px|Logo der Thomasschule]]
| Schultyp = [[Gymnasium]] mit [[Internat]]
| Ort = [[Leipzig]]
| PLZ = 04109
| Anschrift = Hillerstraße 7
| Breitengrad = 51.3364251
| Längengrad = 12.3593429
| Region-ISO = DE-SN
| Bundesland = [[Sachsen]]
| Land = [[Deutschland]]
| Schulträger = Stadt Leipzig
| Gründungsjahr = 1212
| Schülerzahl = 684<ref name="Klassen">{{Webarchiv |url=http://www-db.sn.schule.de/output/start.php?dc=4440368 |text=Anzahl der Schüler nach Profilen, vertiefter Ausbildung und Klassenstufen |wayback=20131004212943}} (Sächsische Schuldatenbank)</ref> (Schuljahr 2012/13)
| Lehrerzahl = 63<ref name="Lehrer">{{Webarchiv |url=http://www-db.sn.schule.de/output/start.php?dc=4440368 |text=Anzahl der Lehrer |wayback=20131004212943}} (Sächsische Schuldatenbank)</ref> (Schuljahr 2012/13)
| Leitung = Michael Rietz
| Website = [http://www.thomasschule.de/ www.thomasschule.de]
}}

[[Datei:Thomasschule Leipzig.jpg|mini|hochkant|Thomasschule in der Hillerstraße]]
Die '''Thomasschule''' ([[latein]]isch ''Schola Thomana'') ist ein [[Humanistisches Gymnasium|humanistisch]]-[[Liste altsprachlicher Gymnasien|altsprachliches]] und [[Musisches Gymnasium|musisch]] geprägtes Gymnasium im [[Leipzig]]er [[Bachviertel]]. Sie gilt als die älteste öffentliche Schule Deutschlands.<ref>Thomas Seidler: ''800 Jahre Thomana. Kirche, Schule, Chor.'' S. 22.</ref>

Ihre Gründung geht auf das Jahr 1212 zurück, womit sie zu den [[Liste der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum|ältesten Schulen im deutschen Sprachraum]] zählt. Zunächst wurde sie als [[Stift (Kirche)|Stiftsschule]] der [[Augustiner-Chorherren]] geführt und ging im Zuge der [[Reformation]] in die Trägerschaft der Stadt Leipzig über. Fortan stand sie unter [[Protestantismus|protestantischem]] Einfluss. Internationale Bekanntheit erlangte sie durch das Wirken [[Johann Sebastian Bach]]s als [[Thomaskantor]]. Unter ihren Absolventen sind viele namhafte Persönlichkeiten, unter anderem der Komponist [[Richard Wagner]].

Die Schule ist eine der leistungsstärksten<ref name="medienservice.sachsen.de">Sachsen Macht Schule: [http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/156858 88 Abiturienten für Traumnote ausgezeichnet]. Medieninformation, 24. Juni 2010.</ref> und traditionsreichsten Bildungseinrichtungen [[Mitteldeutschland]]s. Von Anfang an war sie eng mit der [[Thomaskirche (Leipzig)|Thomaskirche]] und dem [[Thomanerchor]] verbunden.<ref>[http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/24C57625FF709EB1C12577E7002CE2D6/$FILE/V-ds-1044-text.pdf Begründung: 800 Jahre Thomana – Drei Jubiläen in einer Trias] (PDF; 14&nbsp;kB)</ref> Heute knüpft das internationale Bildungszentrum [[Forum Thomanum]] an diese gemeinsame 800-jährige Tradition an.

== Geschichte ==
=== Stiftsschule ===
==== Augustiner-Chorherren ====
[[Datei:Stift St. Thomas Leipzig Gruendungsurkunde.jpg|mini|Die auch als Gründungsurkunde der Thomasschule geltende am 20.&nbsp;März 1212 besiegelte Gründungsurkunde des Augustiner-Chorherrenstifts zu St. Thomas]]
[[Datei:Gotische Ritzzeichnung des Heiligen Thomas.jpg|mini|hochkant|[[Thomas (Apostel)|Apostels Thomas]], Ritzzeichnung von Theoderich Reinhard, 1477]]
Im Jahr 1212 wurde auf Initiative von Markgraf [[Dietrich der Bedrängte|Dietrich von Meißen]] das Kloster [[Kloster St. Thomas (Leipzig)|St. Thomas]] des katholischen [[Augustiner-Chorherren]]stifts in Leipzig gegründet.<ref name="drei">Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 3.</ref> Der Name leitet sich vom [[Thomas (Apostel)|Apostel Thomas]] ab.<ref>Rudolf Köster: ''Eigennamen im deutschen Wortschatz. Ein Lexikon''. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017702-1, S. 175.</ref> Kaiser [[Otto IV. (HRR)|Otto IV.]] bestätigte es in Folge auf dem [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstag zu Frankfurt]].<ref name="drei" /> 1218 stellte Papst [[Honorius III.]] das Stift unter den Schutz des heiligen [[Simon Petrus|Petrus]].<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 8.</ref> Weitere päpstliche Erlasse folgten. Der Bau des Klosters wurde 1222 fertiggestellt.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 5.</ref> Die Chorherren lebten nach der sogenannten [[Augustinusregel]]. Ihnen stand ein [[Propst]] vor, der vom [[Liste der Bischöfe von Merseburg|Merseburger Bischof]] eingesetzt wurde. Zu der Liegenschaft gehörte der [[Thomanerchor]] und die [[Thomaskirche (Leipzig)|Thomaskirche]]. Gleichzeitig verfügten sie über eine [[Armenschule]] ''(schola pauperum)''. St. Thomas ist damit die älteste durchgängig betriebene Schule in Sachsen.<ref>[[Kurt A. Heller]], [[Albert Ziegler (Psychologe)|Albert Ziegler]] (Hrsg.): ''Begabt sein in Deutschland''. Lit-Verlag, Münster 2007, ISBN 3-8258-0766-5, S. 387.</ref><ref>Die Domschule (gegründet 1183) oder die Klosterschule in Meißen (gegründet 1205) war bereits eher nachweisbar, konnte allerdings nicht durchgängig geführt werden und wurde mehrfach neugegründet, zuletzt 2001 als [[Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra]].</ref>

Sie diente zunächst als Stiftsschule,<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 8.</ref> in der Jungen für den Chordienst ausgebildet wurden. Neben der Religion lernten sie Sprachen und die [[Sieben Freie Künste|Freien Künste]] kennen.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 6.</ref> Eine Ausbildung über das [[Trivium]] einer [[Trivialschule]] war nicht gegeben.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 9.</ref> Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1254, als sie als äußere [[Klosterschule]] ''(schola exterior)'' charakterisiert wurde.<ref name="zweiundzwanzig">Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 22.</ref> Zu diesem Zeitpunkt stand sie auch schon den Kindern Leipziger Bürger offen, wobei wohlhabende Knaben Schulgeld zahlten. Als ältester Rektor wurde 1295 [[Thidericus]] aus Leipzig erwähnt.<ref name="zweiundzwanzig" /> 1443 folgte ihm der Jurist [[Petrus Seehausen]] aus Leipzig und 1482 der Geistliche [[Gregor Weßenigk]] aus Kirchhain, beide später Rektoren der [[Universität Leipzig]].

==== Reformation ====
[[Datei:Leipziger Disputation.jpg|mini|hochkant|Die Leipziger Disputation mit Eck 1519, Stahlradierung von [[Gustav König (Maler)|Gustav König]], 1847]]
Im Sommer 1519 wurde in Leipzig die bekannte [[Leipziger Disputation|Disputation]] zwischen dem Reformator [[Martin Luther]] und dem katholischen Theologieprofessor [[Johannes Eck]] ausgetragen. Die Eröffnungsrede hielt der Thomasschullehrer [[Petrus Mosellanus]]. Das Protokoll wurde vom damaligen Rektor [[Johann Gramann]], genannt Poliander, angefertigt.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 59.</ref> Während der Disputation veranstaltete der Thomaskantor [[Georg Rhau]] eine zwölfstimmige von ihm komponierte Messe. Gramann unterstützte das Luthertum und führte an der Schule [[Humanismus|humanistischen]] Unterricht ein. Dazu verfasste Mosellanus 1517 seine ''Paedologia Petri Mosellani Protegensis in puerorum usum conscripta''. Der Nachfolger Polianders wurde 1522 sein Weggefährte [[Caspar Borner]]. Auch er schrieb Schriften für den Unterricht u.&nbsp;a. ''Declinandi coniugandi formulae in ludo ad divi Thomam pueris destinatae''. Weiterhin bemühte er sich um tatkräftige Lehrer, wie [[Wolfgang Meurer (Mediziner)|Wolfgang Meurer]], [[Johann Scheffel]] und [[Georg Fabricius]].<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 17.</ref> In seiner Zeit als Rektor waren der nachmalige Reformator [[Caspar Cruciger der Ältere]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 78.</ref> und der spätere kursächsische Kanzler [[David Peifer]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 79.</ref> seine Schüler. Später wurde das Amt des Conrectors geschaffen.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 20.</ref> Bedeutende Pädagogen, wie [[Friedrich Rappolt (Theologe)|Friedrich Rappolt]], [[Johann Christian Hebenstreit (Theologe)|Johann Christian Hebenstreit]] und [[Johann Friedrich Fischer (Philologe)|Johann Friedrich Fischer]], dienten in den folgenden Jahren auf dieser Position.

=== Lateinschule ===
==== Scholastik ====
Nach dem Abriss des 1543 in den Besitz der Stadt Leipzig übergegangenen Klosters entstand 1553 unter dem Rektor [[Andreas Jahn]] ein neues Schulgebäude.<ref name="dreiundachzig">Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 83.</ref> Die damalige Schülerzahl betrug 172, davon 22 Mitglieder des Thomanerchores ''(Thomaner)''. Über dem Eingang der Schule befand sich folgende Inschrift:<ref name="dreiundachzig" />

<poem lang="la" style="margin-left:2em;">
Non hic Pierides, non vanum numen Apollo,
Non de mentiti vertice nata Iovis,
Ipse sed aeterni Christus sapientia patris
Praesidet, est soli cui locus iste sacer.
</poem>

Die deutsche Übersetzung dazu lautet:<ref>[[Martin Petzoldt]]: ''Bachstätten. Ein Reiseführer zu Johann Sebastian Bach''. Insel Verlag, Leipzig 2000, ISBN 978-3-458-34220-5, S. 142.</ref>
<poem lang="la" style="margin-left:2em;">
Nicht sind hier die Musen, nicht Apollo, der eitle Wille,
Nicht die aus dem falschen Haupt des Jupiter Entsprungene,
Sondern Christus selbst, die Weisheit des ewigen Vaters,
Herrscht hier, dem allein dieser heilige Ort gehört.
</poem>

Die ältesten erhaltenen Unterrichtspläne stammen aus dem Jahr 1574.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 90.</ref> Zum Curriculum gehörten die ''Rudimenta grammatica'' von Caspar Borner und die ''Grammatica latina'' des Humanisten [[Philipp Melanchthon]]. Letzterer galt als Lehrer Deutschlands. In seinem Sinne wurden mathematische Fächer und Musikunterricht (das sogenannte [[Quadrivium]]) eingeführt. Darüber hinaus mussten die Schüler römische Schriftsteller wie [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]], [[Ovid]], [[Terenz]] und [[Vergil]] sowie den Griechen [[Lukian von Samosata|Samosata]] und den Reformator Martin Luther lesen. 1634 wurde eine überarbeitete Schulordnung eingeführt. Sie stärkte ganz entscheidend die Position des Rektors der Thomasschule. Bewerbende Schüler mussten sich fortan einer Prüfung unterziehen. Schüler dieser Zeit waren die Vertreter des Barock [[Thomas Selle]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 89.</ref>, [[Martin Rinckart]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 93.</ref> und [[Paul Fleming]].<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 98.</ref> Die Lehrer wurden auf Lebenszeit eingestellt und erhielten ab 1553 ein Gehalt.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 21.</ref>

Bereits der Rektor [[Ambrosius Bardenstein]] klagte 1609 über die kaum abstellbare Bedürftigkeit der Knaben.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 110.</ref> Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] verschlechterten sich die materiellen Gegebenheiten und die Gesundheit der Zöglinge weiter. Viele Väter waren Soldaten und konnten durch die Wirren des Krieges ihre Kinder nicht mehr ernähren. Wohlhabende Bürger zogen es in diesen Tagen vor, ihre Sprösslinge auf die neu gegründete [[Alte Nikolaischule (Leipzig)|Nikolaischule]]<ref>Die 1512 in Konkurrenz zur klerikalen Thomasschule gegründete [[Alte Nikolaischule|Nikolaischule]] war die zweitälteste Schule und erste Ratsschule in Leipzig.</ref> oder das Landesgymnasium [[Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra|Sankt Afra]] zu schicken. Während des Rektorats von [[Abraham Teller]] (ab 1637) spendeten viele Leipziger Bürger der Schule. Die Stadtverwaltung erhöhte schließlich ihre Zuwendungen nach dem Amtsantritt [[Georg Cramer]]s (ab 1640). Er vertrat in seinem sechsunddreißig Jahre währenden Rektorat eine [[Scholastik|scholastische]] Denkweise.

1657 führte der Sächsische Kurfürst den Titel Rector ein. Diesem standen Cantor und Baccalaureus zur Seite. 1676 wurde der Aristoteliker [[Jakob Thomasius]], zugleich Professor der Moralphilosophie an der Universität Leipzig, Schulleiter. Sein bekanntester Schüler war [[Gottfried Wilhelm Leibniz]]. Thomasius verfasste in seiner Amtszeit das Lehrbuch ''Erotemata logica, rhetorica, metaphysica'' für die Thomasschule.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 106.</ref> Außerdem setzte er die Behandlung des Neuen Testaments auf Griechisch durch. Im Alter wandte er sich gegen die klassischen Sprachen.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 42.</ref> Er wurde von den Pietisten [[August Hermann Francke]] und [[Joachim Lange]] beeinflusst. 1680 war das Leipziger [[Pest]]jahr. Die Krankheit ereilte auch die Schule. Besonderes erfolgreich war die Einrichtung in der Vermittlung von Kirchenmusik, so waren die Barockkomponisten [[Reinhard Keiser]], [[Christoph Graupner]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 120.</ref> und [[Johann Friedrich Fasch]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 133.</ref> Alumnen der Schule.

==== Bach als Thomaskantor ====
[[Datei:Thomaskirche und -schule 1723.jpg|mini|hochkant|Thomaskirche und Thomasschule im Jahre 1723, Kupferstich von [[Johann Gottfried Krügner der Ältere|Johann Gottfried Krügner dem Älteren]]]]
Nach den Absagen von [[Georg Philipp Telemann]] und Christoph Graupner, als Thomaskantor zu wirken, wurde [[Johann Sebastian Bach]] 1723 in das Amt bestellt. Er war zugleich Lehrer für Latein und [[Katechismus]] an der [[Lutherische Orthodoxie|orthodox-lutherischen]]<ref>Davitt Moroney: ''Bach. An Extraordinary Life''. Associated Board of the Royal Schools of Music, London 2000, ISBN 1-86096-190-8, S. 67.</ref> Thomasschule (Die Thomaskantoren waren bis in das 20. Jahrhundert hinein Lehrer der Thomasschule; der Rektor der Thomasschule war bis in die 1970er Jahre zugleich der Vorsteher des Thomanerchores.) und unterhielt eine Wohnung im Gebäude.<ref>Klaus Peter Richter: ''Johann Sebastian Bach. Leben und Werk in Daten und Bildern''. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-458-32488-7, S. 145.</ref> Sein Wirken sollte maßgeblichen Einfluss auf das internationale Renommee der Schule haben. Es kamen Knaben aus Dänemark, Preußen, Polen, Schweden und Ungarn auf die Thomasschule.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 64.</ref> Als Bach anfing, war [[Johann Heinrich Ernesti]] Rektor.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 143.</ref> Das Gymnasium verabschiedete 1723 eine neue Schulordnung, die auch Disziplinarmaßnahmen gegen Schüler vorsah.

Von 1730 bis 1734 amtierte, durch den Bürgermeister [[Christian Ludwig Stieglitz (Jurist, 1677)|Christian Ludwig Stieglitz]] ernannt, der Neuhumanist [[Johann Matthias Gesner]].<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 158.</ref> Seinem Lehrerkollegium gehörten an: Johann Sebastian Bach, Kantor, [[Johann August Ernesti]], Konrektor, [[Karl Friedrich Petzold]], Tertius, Christoph Schmied, Quartus, Johann Döhnert, Quintus, Johann Friedrich Brensicke, Sextus und Christian Dittman, Septimus.<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 45.</ref> Er reformierte die Schule von Grund auf und galt als Wegbereiter des [[Neuhumanismus]]. Ab 1751 unterrichtete der Konrektor [[Johann Friedrich Fischer (Philologe)|Johann Friedrich Fischer]] Hebräisch an der Schule<ref>Johann Gottfried Stallbaum: ''Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens.'' Staritz, Leipzig 1839, S. 78.</ref> und setzte sich für den Griechischunterricht ein. Die Lehren von [[Johann Amos Comenius]] fanden Verbreitung.

1732 wurde die im [[Barock]] erneuerte Schule von [[George Werner]] mit der Kantate „[[Froher Tag, verlangte Stunden]]“ ([[Bach-Werke-Verzeichnis|BWV]] Anh. 18, Libretto: [[Johann Heinrich Winckler]]) von Bach eingeweiht.<ref name="Kantaten">[http://www.bach.de/werk/kantaten.html Geistliche Kantaten von Johann Sebastian Bach]</ref> Am 4. November 1734 verabschiedeten die Alumnen feierlich Gesner mit „Wo sind meine Wunderwerke“ und führten den neuen Rektor [[Johann August Ernesti]] am 21. November 1734 mit der Kantate „[[Thomana saß annoch betrübt]]“ (Libretto: [[Johann August Landvoigt]]) ein.<ref name="Kantaten" /> 1734 wurde die Schulordnung abermals erneuert. Die [[Bachsöhne]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 214.</ref> besuchten ausnahmslos die Thomasschule, genauso wie der spätere Gambenvirtuose [[Carl Friedrich Abel]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 227.</ref> sowie der nachmalige Musikschriftsteller [[Johann Friedrich Rochlitz]].<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 268.</ref> 1789 war [[Wolfgang Amadeus Mozart]] zu Besuch in der Thomasschule um Bachsche Motetten abzuschreiben.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 246.</ref> Nicht immer aber war das Verhältnis zwischen Kantor und Rektor so homogen wie zu Bachs Zeiten. 1804 wendete sich der Schulleiter [[Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost]] mit seiner Kritik an der Dominanz der Musik über die Wissenschaft an den Leipziger Stadtrat.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 261.</ref> Die Streitigkeiten wurden mit einem Ausgleich gelegt.

=== Humanistisches Gymnasium ===
==== Neuhumanismus ====
[[Datei:Siegelmarke Siegel der Thomasschule in Leipzig W0251333.jpg|mini|[[Siegelmarke]] Siegel der Thomasschule in Leipzig]]
Die Thomasschule entging nur durch das Engagement des Rektoratskollegiums der Verwendung als Lazarett während der [[Völkerschlacht bei Leipzig]]. Der Thomaskantor [[Johann Gottfried Schicht]] dankte dem russischen General [[Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski|Nikolai Repnin-Wolkonski]] als „Salvatori scholae Thomanae“ mit einer Kantate.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 278.</ref> Rektor Rost erlebte insgesamt fünf Kantoren. Der im Alter einflussreiche Musikpädagoge [[Friedrich Wieck]] und die Komponisten der Romantik [[Richard Wagner]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 312.</ref> und [[Franz Abt]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 316.</ref> gehörten zu seinen Schülern. Rost verfestigte die Programmatik der Schule und fertigte 1817 die Schrift: ''Was hat Leipziger Thomasschule für die Reformation getan?'' 1822 beschrieb er das Schulideal mit folgenden Worten:<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 286.</ref>

{{Zitat
 |Text=Die grundlegenden Schwierigkeiten unserer Zeit sind in der Vereinigung der drei großen Ziele der Thomasschule gelegen: der öffentlichen Erziehung unvermögender, begabter junger Menschen zu menschenmöglicher Vollkommenheit und Brauchbarkeit in der Welt, Erlernung der Gelehrtensprachen und Wissenschaften, Bildung und Ausübung der musikalischen Fähigkeiten}}

Im Jahr 1835 wurde der Philologe [[Johann Gottfried Stallbaum]] Rektor der Schule. Er setzte sich für die Vermittlung [[Humanismus|humanistischer Bildung]] ein.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 304.</ref> Stallbaum selbst war [[Platon]]-Rezipient. Es verwundert nicht, dass der sprachbegabte [[Rudolf Hildebrand (Germanist)|Rudolf Hildebrand]]<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 305.</ref> von Stallbaum Unterricht bekam. 1843 wurde das von [[Felix Mendelssohn Bartholdy]] gestiftete [[Altes Bach-Denkmal in Leipzig|Bach-Denkmal]] vor der Thomasschule eingeweiht. Dem Rektor [[Friedrich Kraner]], für nur kurze Zeit im Amte, verdankt die Thomasschule eine Schülerbibliothek.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 319.</ref> Sie bestand aus einer umfangreichen naturwissenschaftlichen, geographischen, historischen und kunstgeschichtlichen Sammlung.<ref name="dreisechsfünf">Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 365.</ref> Ein Teil des Bestandes wurde 1985 von der [[Universitätsbibliothek Leipzig]] übernommen.<ref>[http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Comenius-Buecherei_(Leipzig) Bestandsgeschichte der Universitätsbibliothek Leipzig Zweigstelle Comenius-Bücherei]</ref> Viele Ehemalige waren als Studenten [[Studentenverbindung|korporiert]].<ref>Karl Grosse: ''Geschichte der Stadt Leipzig von der ältesten bis auf die neueste Zeit''. Band 2, C. B. Polet, Leipzig 1842, S. 587.</ref> 1848 gründete sich am Thomasgymnasium der [[Akademischer Gesangverein Arion|Akademische Gesangverein Arion]], der bis 1936 bestand.<ref>[http://www.sax-verlag.de/anzeige.php?titelnr=00283 Der Akademische Gesangverein Arion 1849–1936], Sax-Verlag.</ref>

Unter [[Friedrich August Eckstein]] entwickelte sich die Schule zu einem der bekanntesten humanistischen Gymnasien in Deutschland.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 320.</ref> Er wendete die Schließung des [[Alumnat]]s der Thomaner ab und weihte aus Platzmangel 1877 die neue Thomasschule in der Schreberstraße ein. Eine [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]]-Bronzebüste von [[Christian Friedrich Tieck]] stand fortan im Gebäude.<ref name="dreisechsfünf" /> Die Lehrer fühlten sich damals zum Nationalautor hingezogen. 1881 wurde das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Alumnat fertiggestellt. Sein Leitspruch wurde ''Thomani pietate et doctrina conspicui''.

Von 1873 bis 1876 wirkte der spätere Physik-Nobelpreisträger [[Ferdinand Braun]] als Lehrer an der Thomasschule. Hier entdeckte er 1874, unter Verwendung von Kristallen aus der Sammlung der Thomasschule, den ''[[Gleichrichter]]effekt der Halbleiter''.<ref>Kreher, Konrad (1999): {{Webarchiv |url=http://www.uni-leipzig.de/journal/heft699/s14.htm |text=''Ferdinand Braun – Urvater der Halbleiterphysik'' |wayback=20050118150529}}. Leipzig: ''Universitäts-Journal'', o. Jg., Heft 6.</ref> Auf diesem gründet sich die heutige [[Elektronik|Halbleiterelektronik]]. In dieser Zeit schrieb er sein einziges Buch ''Geheimnisse der Zahl und Wunder der Rechenkunst''.

==== Weltkrieg und Nationalsozialismus ====
[[Datei:Lehrerkollegium unter Jungmann.jpg|mini|Lehrerkollegium unter Jungmann, 1912]]
1912 feierte die Schule unter Rektor [[Franz Emil Jungmann]] ihr 700-jähriges Bestehen. 1917 wurde der Philologe [[Karl Tittel]] Schulleiter. Er führte das Gymnasium durch die komplizierte Zeit des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] und die [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923]]. Während des [[Kapp-Putsch]]es kam es zu Auseinandersetzungen von Arbeiterwehren und Freikorps vor der Thomasschule.<ref>Stephen Games: ''Pevsner – The early life. Germany and art''. Continuum, London 2010, ISBN 978-1-4411-4386-0, S. 67.</ref> Ab 1920 begleitete Tittel den Thomaskantor [[Karl Straube]] auf den Auslandsreisen des Chores. Einer seiner Schüler war der [[Theodor W. Adorno|Adorno]]-Gegenspieler [[Arnold Gehlen]].<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 366.</ref> Die Sozialstruktur der Schülerschaft setzte sich in der Weimarer Republik mehrheitlich aus dem Bildungs- und Besitzbürgertum zusammen; sie galt im Vergleich zu den anderen Leipziger Gymnasien als aristokratisch und elitär.<ref>Judith Krasselt, Hans-Jürgen Bersch: ''Die Thomasschule zu Leipzig zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus'', S. 46.</ref> Bei den Schülern<ref>Judith Krasselt, Hans-Jürgen Bersch: ''Die Thomasschule zu Leipzig zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus'', S. 47.</ref> und Lehrern<ref>Judith Krasselt, Hans-Jürgen Bersch: ''Die Thomasschule zu Leipzig zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus'', S. 39.</ref> waren national-konservative Einstellungen vorherrschend. Tittel vermerkte 1928 zum Selbstverständnis der Schule:<ref name="Tittel">Thomas Seidler: ''800 Jahre Thomana. Kirche, Schule, Chor.'' S. 30.</ref>

{{Zitat
 |Text=So bereitwillig und verständnisvoll die Thomasschule sich auch den Anschauungen der Gegenwart erschließt: in einem Punkte bleibt sie sich immer treu: Sie hält fest an dem bewährten Erbgut der humanistischen Bildung als einem unvergleichlichen Werkzeug der Erziehung […]}}

Von 1935 bis 1945 war [[Alfred Jentzsch (Pädagoge)|Alfred Jentzsch]] Rektor. Bürgermeister Goerdeler setzte sich für ihn ein.<ref>Christoph Kleßmann: ''Opposition und Resistenz in zwei Diktaturen''. In: ''Historische Zeitschrift'' Bd. 262 (1996), S. 453–479, hier S. 471.</ref> Er vertrat eine [[Christentum|christliche]] Erziehung und versuchte die Weltanschauung der [[Hitlerjugend]] vom Thomanerchor abzuwenden.<ref>Thomas Schinköth: ''Musikstadt Leipzig im NS-Staat''. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Leipzig 1997, ISBN 3-930550-04-0, S. 362.</ref> Er bildete u.&nbsp;a. den Lateiner [[Carl Becker (Philologe)|Carl Becker]] aus.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 383.</ref> Jentzsch stellte zum 725-jährigen Bestehen fest:

{{Zitat
 |Text=Die musica sacra gibt der Schola Thomana ihre höchste Weihe}}

Nichtsdestoweniger rückte ab 1936 der Sport im Schulalltag in den Vordergrund und Wandertage wurden eingeführt. Die Schule sollte in ein Musisches Gymnasium, das den „Führernachwuchs“ förderte, eingegliedert werden. Der damalige Thomaskantor [[Günther Ramin]] konnte die Zerschlagung verhindern.<ref name="Tittel" /> Nach geringen Zerstörungen im gegenüber liegenden Alumnat und in der Turnhalle der Schule beim Luftangriff am 3./4. Dezember 1943 setzte Ramin die Auslagerung des Thomanerchors in die Sächsische Landesschule [[Gymnasium St. Augustin|Sankt Augustin]] zu Grimma durch.<ref name="Manfred Mezger 1963">Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 374.</ref> Das Schulgebäude wurde zeitweise der [[Universität Leipzig]] zur Verfügung gestellt, zumal wegen der Einberufung aller Schüler der Oberklassen zum Dienst als [[Flakhelfer]] und Lehrer zur Wehrmacht ohnehin nur noch ein stark eingeschränkter Unterrichtsbetrieb möglich war.<ref>Judith Krasselt, Hans-Jürgen Bersch: ''Die Thomasschule zu Leipzig zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus'', S. 58.</ref> Nachdem die Schule am 20. Februar 1944 vollständig zerstört wurde, fand der Unterricht in [[Notunterkunft|Notunterkünften]] statt. Gegen Ende des Krieges nutzte man teilweise Räume in der [[Max-Klinger-Schule]].<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 19.</ref> Unterbrochen von wochenlangen Unterrichtspausen fanden sich die Thomasschüler im Gebäude der 41. [[Volksschule]] und in anderen zugewiesenen Gebäuden und Notunterkünften ein.

Nach dem Krieg wurde bekannt, dass mehrere ehemalige Schüler der Thomasschule dem konservativ-militärischen ''[[Goerdeler-Kreis#Widerstand im Krieg|Goerdeler-Kreis]]'' um den Widerstandskämpfer [[Carl Friedrich Goerdeler]] nahestanden,<ref>[[Arnd Bauerkämper]]: ''Die Sozialgeschichte der DDR''. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57637-2, S. 107.</ref><ref>Eine Reihe von Schülern der Thomasschule – vergleichbar mit der Bedeutung der [[Klosterschule Roßleben]] – beteiligten sich in der NS-Diktatur am Widerstand gegen den Nationalsozialismus und den Umsturzversuchen vom 20. Juli 1944.</ref> darunter der Bankier [[Wilhelm Schomburgk]]<ref>[[Ulrich Heß (Historiker)|Ulrich Heß]], Michael Schäfer, Werner Bramke, Petra Listewnik (Hrsg.): ''Unternehmer in Sachsen. Aufstieg – Krise – Untergang – Neubeginn'' (= ''Leipziger Studien zur Erforschung von regionenbezogenen Identifikationsprozessen'', Band 4). Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1998, ISBN 3-933240-21-2, S. 258.</ref> und der Strafverteidiger [[Martin Drucker]].<ref>[http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/E4E083CE1FE9B672C12576BA00435951/$FILE/V-ds-92-text.pdf Straßenbenennung 2/2009] (PDF; 446&nbsp;kB), Leipzig 2009, S. 4.</ref> Der Militär [[Wilhelm Kunze]]<ref>Hans Brückl: ''Zwischen Braun und Rot. Der verordnete Antifaschismus der DDR und der „Fall“ Wilhelm Kunze''. Mit einem Vorwort von [[Peter Maser]]. Editions La Colombe, Bergisch Gladbach 2001, ISBN 3-929351-14-5, S. 129.</ref> (vorgesehen als Befehlshaber im Wehrkreis IV in Dresden), der Diplomat [[Eduard Brücklmeier]]<ref>Detlef Graf von Schwerin: ''Dann sind's die besten Köpfe, die man henkt. Die junge Generation im deutschen Widerstand''. Piper Verlag, München 1991, ISBN 3-492-03358-X.</ref> (vorgesehen als Staatssekretär im Auswärtigen Amt) und der Unternehmer [[Walter Cramer]]<ref>[[Beatrix Heintze]]: ''Walter Cramer (1886–1944)''. In: [[Reiner Groß]] und Gerald Wiemers (Hrsg.): ''Sächsische Lebensbilder''. Band 4, Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Stuttgart 1999, S. 63–73.</ref> (vorgesehen als politischer Beauftragter im Wehrkreis IV in Dresden) waren in die [[Attentat vom 20. Juli 1944|Umsturzpläne des 20. Juli 1944]] eingeweiht. Letztere beteiligten sich aktiv und wurden nach dem gescheiterten [[Claus Schenk Graf von Stauffenberg|Stauffenberg-Attentat]] in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

=== Einheitsschule ===
Nach dem Krieg wurden im Rahmen des [[Entnazifizierung]]sverfahrens alle Lehrer, die Mitglied der NSDAP waren, in den Ruhestand geschickt.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 36.</ref> Ab 1947 nahm die Thomasschule Quartier in der ''Lessingstraße''.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 74.</ref>

Das ''[[Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule]]'' (1946) sah eine [[Einheitsschule]] (ab 1965: [[Polytechnische Oberschule]] für die Klassen 1 bis 10 und [[Erweiterte Oberschule]] für die Klassen 11 bis 12) vor und verbot faktisch den [[Religionsunterricht]] an öffentlichen Schulen.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 52.</ref> Die sowjetischen Funktionäre bemühten sich, die christliche Prägung des Thomanerchores in eine [[Atheismus|atheistische Weltanschauung]] umzuwandeln und die humanistische Kontinuität der Schule zu beenden.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 117.</ref> Aufgrund politischer Schwierigkeiten und anhaltender Querelen ging der neue Rektor [[Hellmuth Heinze]] 1950 nach Westdeutschland.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 71.</ref> Sein Nachfolger wurde der Altphilologe [[Heinz Nöbert]]. Er wurde als Rektor 1972 von [[Helmut Gunter]] abgelöst.

Die Thomasschule wechselte mehrmals ihre Räumlichkeiten. Das Alumnat blieb allerdings immer am alten Ort, so dass Schule und Thomanerchor vorerst getrennt waren. Die Erfolge blieben jedoch bis auf die räumliche Trennung und die eingeführten ''Thomanerklassen'' verhalten.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 119.</ref> Noch 1981 zählte das Gymnasium zu den neun verbliebenen Schulen in der DDR, an der es erweiterten altsprachlichen Unterricht, d.&nbsp;h. Latein und Griechisch, gab.<ref name="Griechisch">Markus Gruber: [http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_IV/Klass_Phil/Griechisch/Gruber-Dateien/Statistik0910.pdf ''Zur Lage des Griechisch-Unterrichts in der Bundesrepublik Deutschland''] (PDF; 42&nbsp;kB), 2009/10.</ref><ref>Die neun Erweiterten Oberschulen mit altsprachlichen Unterricht waren 1981 die [[Heinrich-Schliemann-Oberschule (Gymnasium)|Heinrich-Schliemann-Schule]] in Berlin, Humboldt-Schule in Potsdam, [[Kreuzschule]] in Dresden, Thomasschule zu Leipzig, Gerhart-Hauptmann-Schule in Zwickau, [[Ernst-Abbe-Gymnasium (Eisenach)|Ernst-Abbe-Schule]] in Eisenach, [[Latina (Schule)|Latina August-Hermann-Francke]] in Halle, [[Domgymnasium Magdeburg|Humboldt-Schule]] in Magdeburg und [[Innerstädtisches Gymnasium Rostock|Herder-Schule]] in Rostock.</ref>

Nach Berichten der [[Freie Deutsche Jugend|FDJ]]-Bezirksleitung rekrutierten sich die Mitglieder des Alumnats überwiegend aus dem Bürgertum<ref>Georg Wilhelm: ''Die Diktaturen und die evangelische Kirche. Totaler Machtanspruch und kirchliche Antwort am Beispiel Leipzigs 1933–1958'' (= Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B: Darstellungen, Band 39). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 978-3-525-55739-6, S. 313.</ref> und es waren unter den Schülern mit 70&nbsp;Prozent mehr Mitglieder der kirchlichen [[Junge Gemeinde (evangelisch)|Jungen Gemeinde]] als der sozialistischen FDJ.<ref>Georg Wilhelm: ''Die Diktaturen und die evangelische Kirche. Totaler Machtanspruch und kirchliche Antwort am Beispiel Leipzigs 1933–1958'' (= Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B: Darstellungen, Band 39). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 978-3-525-55739-6, S. 334.</ref> Ein bekanntes Beispiel im christlichen Widerstand war der Leipziger Theologiestudent und Alumne [[Werner Ihmels]], der 1949 im sowjetischen [[Justizvollzugsanstalt Bautzen|Speziallager Bautzen]] starb.<ref>Anna Kaminsky (Hrsg.): ''Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR''. Ch. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-443-3, S. 354.</ref> Auch der Thomasschüler [[Ekkehard Schumann]], später Jura-Professor und Mitglied des Bayerischen Senats, geriet mit seiner Gruppe ins Visier des Staatsschutzes und wurde 1951 wegen vermeintlicher „[[Kriegs- und Boykotthetze]]“ zu hoher Zuchthausstrafe verurteilt.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972'', S. 143.</ref>

=== Altsprachliches Gymnasium ===
Nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Deutschen Wiedervereinigung]] im Jahr 1990 wuchs die Schülerzahl auf zeitweilig über 1.000 Schüler an. Mit der Einführung des [[Gegliedertes Schulsystem|gegliederten Schulsystems]] in Sachsen 1992 bot die Schule ihren Schülern nun ein mathematisch-naturwissenschaftliches, ein musisches und ein sprachliches Profil an.

== Schulgebäude ==
=== Historische Gebäude ===
[[Datei:Alumnat der Thomaner 1881.jpg|mini|Alumnat in der Hillerstraße, etwa 1881, im Hintergrund die Neue Thomasschule]]
[[Datei:Thomasschule Leipzig vor 1885.jpg|mini|hochkant|links|[[Alte Thomasschule]] am Thomaskirchhof, 1885]]
[[Datei:Neue Thomasschule 1900.jpg|mini|links|[[Neue Thomasschule]] in der Schreberstraße, um 1900]]
Im Laufe ihrer Geschichte war die Thomasschule in verschiedenen Schulgebäuden im Leipziger Stadtgebiet untergebracht. Ursprünglich befand sie sich als Stiftsschule im Augustiner-Chorherrenstift. Als die Schule im Zuge der Reformation 1543 in den Besitz der Stadt Leipzig über ging, wurde das Kloster abgerissen. 1553 entstand als Ersatz für das mittelalterliche ein [[Alte Thomasschule|neues Schulgebäude]].<ref name="dreiundachzig" /> Das unter Bürgermeister [[Hieronymus Lotter]] errichtete zweistöckige Haus befand sich auf dem heutigen [[Thomaskirchhof]].<ref>Lutz Unbehaun: ''Hieronymus Lotter. Kurfürstlich-Sächsischer Baumeister und Bürgermeister zu Leipzig.'' E. A. Seemann, Leipzig 1989, ISBN 3-363-00416-8, S. 147.</ref> Es wurde mehrmals erweitert und umgebaut. Dieses Gebäude beherbergte neben den Unterrichtsräumen auch das [[Alumnat]], die Rektorenwohnung und die Wohnung des Thomaskantors. Es grenzte direkt an die Thomaskirche an.

Wegen Platzmangels in der alten Thomasschule wurde 1876/1877 nach den Plänen von [[August Friedrich Viehweger]] für 600.000&nbsp;Mark ein neues Schulgebäude erbaut.<ref name="LeipzigBauten">''Das Thomasgymnasium.'' In: ''Leipzig und seine Bauten.'' Hrsg. von der Vereinigung Leipziger Architekten und Ingenieure, J. M. Gebhardt’s Verlag, Leipzig 1892, S. 322–326</ref> Die neue Schule in der Schreberstraße 9, unweit des [[Schreberbad]]es, wurde am 5. Juli 1877 bezogen. Die alte Schule neben der Thomaskirche brach man 1902 ab, an ihrer Stelle befindet sich heute das 1903 von [[Georg Weidenbach]] und [[Richard Tschammer]] erbaute [[Thomashaus]].

Das mit der [[Neue Thomasschule|Neuen Thomasschule]] verbundene Alumnat wurde in der Hillerstraße 8 angrenzend an die Schule – ebenfalls nach Plänen Viehwegers – 1881 fertiggestellt.

Den alliierten [[Luftangriffe auf Leipzig|Luftangriff]] in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 überstanden Schule und Alumnat fast unzerstört.<ref>Judith Krasselt, Hans-Jürgen Bersch: ''Die Thomasschule zu Leipzig zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus.'' S. 59.</ref> Nur die Turnhalle und einige weitere Räume im Alumnat brannten aus.<ref name="Manfred Mezger 1963" /> Bei einem erneuten Luftangriff in der Nacht des 20. Februar 1944 brannte das Schulgebäude in der Schreberstraße vollständig aus.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972.'' S. 13.</ref> Nach dem Krieg wurde das Schulgebäude nicht wieder aufgebaut und die Ruine schließlich 1951 abgerissen. Im selben Jahr erfolgte der Umzug in das Gebäude der 41. [[Volksschule]] in der Hillerstraße 7.<ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972.'' S. 107.</ref><ref>Rebecca Ziegs: ''Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972.'' S. 17.</ref> Das Gelände der zerstörten Schule wurde danach als Schulsportplatz genutzt.<ref>Manfred Mezger, Bernhard Knick: ''St. Thomas zu Leipzig.'' Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1963, S. 387.</ref>

1973 zog die ''[[Erweiterte Oberschule]] Thomas'' in einen [[Plattenbau]] in die Pestalozzistraße 9 (seit 2000 Telemannstraße), so dass Schule und Alumnat nun etwa 1,5&nbsp;km voneinander entfernt waren. Den Namen ''Thomas-Oberschule'' trug weiterhin die [[Polytechnische Oberschule]] in der Hillerstraße 7, die im September 2000 wieder vom Gymnasium, der ''Thomasschule zu Leipzig'' bezogen wurde.

=== Heutiges Schulgebäude ===
[[Datei:Lutherkirche Leipzig tone mapping.jpg|mini|hochkant|[[Lutherkirche (Leipzig)|Lutherkirche]], Schulaula und Gottesdienststätte]]
Die heutige Thomasschule und das Alumnat der Thomaner befinden sich in der Hillerstraße, einer nach dem Thomaskantor [[Johann Adam Hiller]] benannten Anliegerstraße zwischen Sebastian-Bach- und Käthe-Kollwitz-Straße im [[Bachviertel]], einem [[Gründerzeit]]viertel in der Äußeren Westvorstadt von Leipzig. Im Osten wird das Wohnviertel vom [[Johannapark]] mit der [[Lutherkirche (Leipzig)|Lutherkirche]] begrenzt.

Im Rahmen des internationalen musischen Bildungszentrums der Bachstadt Leipzig, des ''Forum Thomanum'', wurde die im Wohnviertel befindliche denkmalgeschützte [[Villa Thomana]] restauriert. Außerdem wurden in unmittelbarer Nähe eine private [[Kindertagesstätte]] und [[Grundschule]] eröffnet. Die Thomasschule ist seit 2002 Mitglied im Verein Forum Thomanum.

Nach der im August 2000 abgeschlossenen Modernisierung durch die Architekten Arthur Numrich und Timo Klumpp<ref>Baunetz Wissen: [http://www.baunetzwissen.de/objektartikel/Altbaumodernisierung_Thomasschule-in-Leipzig_69184.html Restaurierung mit „neuer Mitte“]</ref> bezog die Thomasschule wieder das Gebäude, in dem sie bereits zwischen 1951 und 1973 untergebracht war.<ref>Thomas Seidler: ''800 Jahre Thomana. Kirche, Schule, Chor.'' S. 32.</ref> Dieser Bau wurde 1878/1879 vom Leipziger Architekten Lüders als IV. Bürgerschule in der Hillerstraße 7/Hauptmannstraße 8 errichtet. Das ursprünglich für 1638 Schüler berechnete viergeschossige Gebäude mit einer Fassade aus Sandstein, Granit und Porphyr besaß 39 Klassenzimmer war im Stile der [[Neorenaissance]] gehalten.<ref>O. E. Walter: ''Volksschulwesen.'' In: ''Die Stadt Leipzig in hygienischer Beziehung. Festschrift für die Theilnehmer der XVII. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege.'' Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 200–225</ref>

Beim Umbau wurde zwischen den zwei Gebäuden von Schule und Sporthalle ein [[Würfel (Geometrie)|kubischer]] Gebäuderiegel eingesetzt, der die beiden Schulhöfe verbindet. Er hebt sich von den anderen Bauwerken durch seine Transparenz ab. Darin befindet sich das ''Bachfoyer'' (inklusive der Bach-Büste von [[Carl Seffner]])<ref>Kurt-Rudolf Böttger: ''Neues Leipziger Taschenwörterbuch für Einheimische und Fremde''. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1999, ISBN 978-3-933240-51-4, S. 201.</ref> mit seiner großen Treppenanlage, welches als Veranstaltungs- und Pausenraum dient. Das Bach-Portrait von [[Elias Gottlob Haußmann]] wurde auf Glas in die Türrahmen der Schule eingearbeitet. Die Treppenhäuser und die Aula wurden restauriert. Hierbei wurde eine Akustikdecke berücksichtigt. Der französische Künstler Ivan Lacaze verwendete Lichtanlagen für das gesamte Gebäude. Die Landschaftsarchitekten Daniel und Annette Sprenger übernahmen die Außengestaltung. Heute besitzt die Schule 37 Unterrichtsräume.<ref>Thomas Seidler: ''800 Jahre Thomana. Kirche, Schule, Chor.'' S. 33.</ref>

== Schulprogramm ==
Die Schule pflegt als [[altsprachliches Gymnasium]] insbesondere den [[Lateinunterricht]]. Er wird ab der 5. Klasse gegeben und endet für alle Schüler mit dem [[Latinum]] in der 9. oder 12. Klasse. Hinzu kommt [[Englischunterricht]] ab der 5. Klasse, welcher in der Oberstufe neben Latein als Leistungskurs gewählt werden kann.<ref>Ein vergleichbarer Schulversuch ist das sogenannte [[Biberacher Modell]] in Baden-Württemberg, wo in den fünften Klassen auch gleichzeitig mit zwei Fremdsprachen begonnen wird.</ref> Darüber hinaus ist der Erwerb des [[Cambridge First Certificate in English]] (FCE) möglich. [[Griechischunterricht]] wird wahlweise ab der 9. und wahlpflichtweise in der 10. Klasse angeboten. In der Oberstufe kann das [[Graecum]] erworben werden. Damit gehört die Schule zu den vier Gymnasien in Sachsen, die Griechisch als reguläres Fach anbieten.<ref name="Griechisch" /> Als weitere alternative Fremdsprachen für Latein können nach der 9. Klasse [[Französische Sprache|Französisch]], [[Italienische Sprache|Italienisch]] oder [[Polnische Sprache|Polnisch]] erlernt werden.<ref name="Schulprogramm">{{Webarchiv |url=http://marvin.sn.schule.de/~tzl/about/konzept/programm.pdf |text=Schulprogramm der Thomasschule zu Leipzig |wayback=20140830093919}} (PDF; 61&nbsp;kB)</ref>

Gesellschaftlich wird die humanistische Tradition der Schule gepflegt. Dies drückt sich beispielsweise in dem [[Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung|BLK]]-Programm „Demokratie lernen & leben“ und dem [[POL&IS]]-Seminar aus. Die Thomasschule pflegt einen christlich-ethischen Wertekanon und bietet in der Mittelstufe wahlpflichtweise evangelischen bzw. katholischen [[Religionsunterricht in Deutschland|Religionsunterricht]] oder [[Ethikunterricht in Deutschland|Ethikunterricht]] an. [[Besondere Lernleistung]]en (BELL) können eingebracht werden.<ref name="Schulprogramm" />

Wie auch an anderen sächsischen Schulen mussten auch die [[Gymnasialer Zweig|Gymnasialen Zweige]] der Thomasschule mit der Reform der Profilwahl in der [[Sekundarstufe I]] (2009) neu bestimmt werden.<ref>[[Sächsische Zeitung]]: [http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1485190 ''Streit über künftige Ausrichtung der Leipziger Thomasschule''], 8. Mai 2007</ref> Durch die landesweite Abschaffung des musischen Profils konnte der bisherige Profilkanon altsprachliches, musisches und naturwissenschaftliches Profil nicht beibehalten werden. Es wurde eine Neuausrichtung auf ein sprachliches Profil, ein künstlerisches Profil sowie eine [[Gymnasium mit vertiefter Ausbildung|vertieft musische Ausbildung]], im Sinne des §&nbsp;4 ''Verordnung des [[Sächsisches Staatsministerium für Kultus und Sport|Sächsischen Staatsministeriums für Kultus]] über allgemein bildende Gymnasien im Freistaat Sachsen'' (Schulordnung Gymnasien – SOGY), beschlossen. Im Schuljahr 2010/11 wählten 42,6 % das sprachliche, 44,5 % das künstlerische und 16,9 % das vertieft musische Profil.<ref name="Klassen" />

Die Thomasschule ist unter anderem an den Förderprogrammen zum Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologien, dem [[Lions-Quest]]-Programm und den [[Comenius-Programm]]en beteiligt.

== Akademische Erfolge ==
Die Thomasschule erhielt in den 40er Jahren mehrmals den renommierten und mit 3000 Reichsmark dotierten [[Ludwig Prandtl|Ludwig-Prandtl-Preis]] (1942, 1943, 1944) zur Förderung der Flugphysik in Verbindung mit dem Flugmodellbau an deutschen Schulen.<ref>Judith Krasselt, Hans-Jürgen Bersch: ''Die Thomasschule zu Leipzig zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus'', Bilder und Dokumente.</ref>

In den letzten Jahren stellte die Schule 70 Teilnehmer an 15 Wettbewerben in Sachsen. Darunter sind Erst- und Zweitplatzierungen bei Bezirks-, Landes- und/oder Bundeswettbewerben der [[Deutsche Mathematik-Olympiade|Deutschen Mathematik-Olympiade]] (DeMO), des [[Adam-Ries-Wettbewerb]]s, bei [[Jugend forscht]] (Jufo), dem [[Schülerwettbewerb zur politischen Bildung]] der [[Bundeszentrale für politische Bildung]] (bpb), dem [[Bundeswettbewerb Fremdsprachen]], bei [[Jugend musiziert]], [[Jugend trainiert für Olympia]] (JtfO), dem [[Vorlesewettbewerb]] des [[Börsenverein des Deutschen Buchhandels|Börsenvereins des Deutschen Buchhandels]], bei [[First Lego League]] (FLL), der Initiative [[Jugend-Schule-Wirtschaft]] (JSW) der [[Deutsche Bank Stiftung|Deutschen Bank Stiftung]] und dem ''Jugendkunstpreis'' der ''Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen''.

Die Schüler der Thomasschule gehören zu den leistungsstärksten in Sachsen. Ihre Durchschnittsnote beim [[Abitur in Sachsen|Abitur]] lag beispielsweise im Schuljahr 2009/10 bei 1,9. Im gleichen Zeitraum betrug sie in Leipzig 2,4.<ref><nowiki>[http://www-db.sn.schule.de/output/start.php?dc=4440368 Prüfungsergebnisse (Abiturprüfung)]</nowiki> (Link nicht abrufbar)</ref> Der Abiturjahrgang 2010 brachte fünf Schüler mit der Durchschnittsnote 1,0 hervor. Damit führte die Thomasschule die Statistik in Sachsen an.<ref name="medienservice.sachsen.de" /><ref>Den zweiten Platz für die Gymnasien mit den meisten 1,0-Abiturienten in Sachsen 2010 erreichte das Gymnasium Dresden-Klotzsche (mit 4), gefolgt vom Léon-Foucault-Gymnasium in Hoyerswerda und [[Christian-Weise-Gymnasium]] in Zittau (mit jeweils 3).</ref>

Ein Ranking nach Abitur-Durchschnittsnoten der Gymnasien in Sachsen:
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! Schuljahr
| Rang (Sachsen)
| Rang (Leipzig Stadt)
|-
| 2008/09<ref>Nach Maßgabe der Sächsischen Schuldatenbank ergab sich im Schuljahr 2008/09 folgendes Abitur-Durchschnittsnoten-Ranking für Sächsische Gymnasien: 1. [[Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra]] zu Meißen (Note 1,7); 2. Thomasschule zu Leipzig, [[Wilhelm-Ostwald-Gymnasium]] Leipzig, [[Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium]] Dresden (Note 2,1); 3. [[Anton-Philipp-Reclam-Schule|Anton-Philipp-Reclam-Gymnasium Leipzig]] (Note 2,2).</ref>
| 2. (nach dem [[Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra|Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra]])
| 1. (mit dem [[Wilhelm-Ostwald-Gymnasium]])
|-
| 2009/10<ref>Im Schuljahr 2009/10 waren nachfolgende Gymnasien bestplatziert: 1. Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen (Note 1,8); 2. Thomasschule zu Leipzig (Note 1,9); 3. Anton-Philipp-Reclam-Gymnasium Leipzig, [[Schiller-Gymnasium Bautzen]] (Note 2,1).</ref>
| 2. (nach dem Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra)
| 1.
|-
| ...
| ...
| ...
|-
| 2012/13
| 3. (nach dem Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra und dem [[Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium]])
| 1. (mit dem Wilhelm-Ostwald-Gymnasium)
|-
| 2013/14
| 3. (nach dem Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra und dem Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium sowie dem [[Sächsisches Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber|Sächsischen Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber]])
| 1. (mit dem Wilhelm-Ostwald-Gymnasium, dem [[Gymnasium Engelsdorf]] und der [[Anton-Philipp-Reclam-Schule]])
|-
| 2014/15
| 3. (nach dem Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra und dem Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium)
| 1. (mit dem Wilhelm-Ostwald-Gymnasium)
|}

== Schulleben ==
Die Trias Thomasschule, Thomanerchor und Thomaskirche haben eine 800-jährige gemeinsame Tradition. Man beruft sich auf [[Reformation]] und [[Kirchenmusik]] sowie [[Glaube (Religion)|Glaube]] und [[Bildung]]. Alle Mitglieder des Thomanerchors sind Schüler der Schule, es gibt jedoch auch einen Schulteil, in dem Nicht-Chormitglieder lernen. Die Mitglieder des Thomanerchores als Teil der Gesamtschülerschaft leben im dazugehörigen Internat, dem [[Thomasalumnat]].

Die Thomasschule ist eine Schule mit [[Ganztagsschule|Ganztagsangebot]]. Außerdem werden die außerschulischen Aktivitäten Musiktheater, Schülerorchester, Nutzung der Schülerbibliothek, Griechisch und Schulchor angeboten.

Die Schülerzeitung ''Thom Times'' wurde im Jahre 2001 gegründet. Themengebiete waren traditionell Schule, Standpunkte, Politik und Weltgeschehen, Kultur und Lehrersprüche. Die Zeitung erschien ca. alle drei Monate und hatte eine Auflage zwischen 175 und 300 Exemplaren. Im Jahr 2008 erhielt eine Schülerin den Autorenpreis des Sächsischen Jugendjournalistenpreises.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.l-iz.de/Bildung/Medien/2008/07/Beste-Sch%C3%BClerzeitungen-Sachsen-200807060010.html |text=''Beste Schülerzeitungen Sachsens ausgezeichnet'' |wayback=20140912123755}}. Leipziger Internet Zeitung, 6. Juli 2008.</ref> Zum 800-jährigen Bestehen der Schule erschienen zwei Sonderausgaben, eine davon in Zusammenarbeit mit dem ''Kasten Journal'', der Schülerzeitung des Thomanerchores. Eine Anfang 2014 erschienene Ausgabe, deren Leitartikel sich mit dem Umgang mit Homosexualität an der Schule befasste, gewann in der Kategorie „Schülerzeitung an Gymnasien“ den Sächsischen Jugendjournalistenpreis 2014. Außerdem erhielt der Chefredakteur Maximilian Karl Schmidt für den Artikel selbst einen Preis als bester Redakteur in seiner Altersklasse. Zugleich war es die Abschiedsausgabe des Chefredakteurs, da er die Zeitung nach 3-jähriger Zeit als Chefredakteur aufgrund seines Abiturs verließ.

Traditionelle Schulveranstaltungen sind Musizierabende, Kunstausstellungen, Podiumsdiskussion, Tag der offenen Tür, Schulfest, Abiturball, Schuljahresgottesdienst, Theater- und Konzertbesuche, feierlicher Schuljahresabschluss in der [[Lutherkirche (Leipzig)|Lutherkirche]] zur Ehrung besonders aktiver Schüler, Thomanerbundtreffen, eigene Theater- und Musicalaufführungen, Fasching, Weihnachtsliedersingen und Sommerfest.

== Kooperationen ==
=== Alumni-Netzwerk ===
[[Datei:Logo Thomanerbund.svg|mini|hochkant|Logo des Thomanerbundes]]
Der [[Schulförderverein]] ''Thomanerbund e.&nbsp;V.'' ist ein Zusammenschluss ehemaliger Schüler der Thomasschule. Er wurde 1921 in Leipzig gegründet. Aber schon seit 1212 gab es Zusammenschlüsse ehemaliger Thomaner. 1925 hielt der Alumne und Philosophiestudent [[Arnold Gehlen]] seine ''Rede über Hofmannsthal'' (erste Publikation) vor dem „Literarischen Thomanerbunde“ in Leipzig.<ref>''Neue Deutsche Hefte'' 26 (1979), H. 1, S. 412.</ref> Die Beiträge wurden u.&nbsp;a. von [[Erich Ebermayer]] verfasst.

Im Dezember 1948 wurde der Thomanerbund in der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]] verboten. Die in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Ehemaligen gründeten 1954 den Thomanerbund [[Frankfurt am Main]].<ref name="Tittel" /> Er erreichte ca. 800 Mitglieder. Im April 1993 schloss er sein Büro in [[Ingelheim am Rhein]] und eröffnete ein neues in Leipzig. Jährlich finden Mitgliedertreffen statt, an dem viele Ehemalige Thomasschüler aus dem In- und Ausland teilnehmen. Er ist Träger des Ganztagsangebots der Schule. Er bildet Lehrer im humanistischen Gedankengut weiter, fördert Facharbeiten von Schülern, unterstützt finanziell Bildungsreisen und Studienfahrten, stellt Lern- und Lehrmittel zur Verfügung, unterstützt Kulturprogramme, vergibt Preise für Wettbewerbe und versorgt die Schulbibliothek. Ehemalige Vorstandsvorsitzende waren u.&nbsp;a. der Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer [[Reinhard Goerdeler]] (Sohn von Carl Friedrich Goerdeler) und der Theologieprofessor [[Christoph Michael Haufe]]. Seit 2011 steht der Arzt [[Peter Roy]] dem Verein vor.

=== Andere ===
Die Thomasschule besitzt eine Eltern- und Schülervertretung. Zweitere wirkt am [[Landesschülerrat Sachsen]] mit.

Die Thomanerklassen 3 und 4 werden auch in der Thomasschule unterrichtet. Sie nutzen zwei Räume und die Turnhalle der Schule, gehören organisatorisch aber zur ''Anna-Magdalena-Bach-Schule'' (ehemals ''Édouard-Manet-Schule''). Ab Klasse 5 gehen sie normal in die Thomasschule. Grundschullehrer nehmen an Fachkonferenzen des Gymnasiums teil und es gibt gemeinsame Projekte der Klassenstufen 3 bis 7.

Schulpartnerschaften bestehen zum französischen ''Collège et Lycée Saint-Charles La Providence'' in [[Saint-Brieuc]]. Der Kontakt besteht aus Besuchen, Briefkontakten und Schüleraustausch. Des Weiteren pflegt die Thomasschule Kontakt zur US-amerikanischen ''Pacific Crest Community School'' in [[Portland (Oregon)|Portland]]. Besuche, E-Mail Kontakte, Programme des [[Pädagogischer Austauschdienst|Pädagogischen Austauschdienstes]] (PAD) und Schüleraustausche finden regelmäßig statt. Schließlich unterhält die Schule Beziehungen zum italienischen ''Instituto Magistrale Statale „Alessandro Manzoni“'' in [[Caltanissetta]].

Der ''Verbund Kommunaler Kinder- und Jugendhilfe Eigenbetrieb der Stadt Leipzig'' berät bei Konfliktlösung und Familienberatung. Der Allgemeine Sozialdienst des ''Jugendamts der Stadt Leipzig'' führt bei Bedarf Familienberatungen durch. Der ''Landesverband Legasthenie Sachsen e.&nbsp;V.'' bildet Lehrer beim Thema Lese-Rechtschreib-Schwäche fort. Das ''Zentrum für Teilleistungsstörungen LRS/Dyskalkulie des Studienkreises Leipzig'' führt Schullaufbahnberatungen und Betreuung von Schülern durch.

Schwerpunkt der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit dem [[Bundesverband deutscher Banken]] liegt auf dem [[Planspiel Börse]] des [[Deutscher Sparkassen- und Giroverband|Deutschen Sparkassen- und Giroverbands]]. Der [[Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie]] informiert regelmäßig über die Wirtschaftsregion. Die [[Stadtwerke Leipzig]] GmbH unterstützt den Projektunterricht. Das Ziel der Zusammenarbeit mit dem [[BMW-Werk Leipzig]] ist Berufsinformationen, Praktika von Schülern im Werk und die Unterstützung von Facharbeiten und besonderen Lernleistungen.

Die [[Universität Leipzig]] bietet besondere Zusammenarbeit im Bereich der besonderen Lernleistung an. Der Besuch von Vorlesungen, die Betreuung von Blockpraktikanten, die Unterstützung schulischer Arbeitsgemeinschaften und der Botanikschule des ''Schulbiologiezentrums Leipzig'' im [[Botanischer Garten der Universität Leipzig|Botanischen Garten der Universität Leipzig]] ist möglich. In der [[Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig]] können Diplomverteidigungen besucht werden und interessierte Schüler werden auf die angebotenen Studienrichtungen vorbereitet. Die [[Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig]] bietet eine vertiefte Ausbildung besonders begabter Schüler an.

Seit 2010 ist das Gymnasium Mitglied im [[Neuer Leipziger Kunstverein|Neuen Leipziger Kunstverein]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.nlkv.org/archiv/2010.html |text=Archiv 2010 |wayback=20110228225337}} des Neuen Leipziger Kunstvereins</ref>

Durch den ''Förderkreis Thomanerchor e.&nbsp;V.'' werden die Alumnen des Thomanerchores ausgebildet und Lehrer der Schule arbeiten aktiv im Vorstand mit. Außerdem besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Thomanerchor, Thomasschule und ''Forum Thomanum e.&nbsp;V.''

== Persönlichkeiten ==
=== Rektoren ===
{{Hauptartikel|Liste der Rektoren der Thomasschule zu Leipzig}}

=== Lehrer ===
[[Datei:Ferdinand Braun.jpg|mini|hochkant|Nobelpreisträger [[Ferdinand Braun]], Mathematik- und Physiklehrer (1873–1876)]]
Die Schule hatte 2010/11 insgesamt 61 hauptamtliche Lehrer. Davon waren 45 weiblich und 16 männlich.<ref name="Lehrer" /> An der Thomasschule unterrichteten viele bekannte Lehrer wie der Physik-Nobelpreisträger [[Ferdinand Braun]] und die [[Thomaskantor]]en, unter ihnen [[Johann Sebastian Bach]].

{{Siehe auch|Liste bekannter Lehrer der Thomasschule zu Leipzig}}

=== Schüler ===
In Vergangenheit und Gegenwart waren zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Schüler der Thomasschule, darunter Mitglieder der sächsischen Gelehrtenfamilie [[Carpzov (Familie)|Carpzov]], die [[Bachsöhne]], der Amerikaforscher [[Eduard Friedrich Poeppig]], der Komponist [[Richard Wagner]], der Zoologe [[Otto zur Strassen]], [[Sebastian Krumbiegel]] und [[Tobias Künzel]], beide Frontsänger der Popgruppe [[Die Prinzen]]. Der Maler [[Julius Schnorr von Carolsfeld]], der Verleger [[Albert Brockhaus]], der Kunsthistoriker [[Nikolaus Pevsner]], der Philosoph und Soziologe [[Arnold Gehlen]] und die [[Dietrich Bonhoeffer|Bonhoeffer]]-Neffen, der Bundesbildungsminister [[Klaus von Dohnanyi|Klaus]] und der Dirigent [[Christoph von Dohnányi]] besuchten ebenfalls das Gymnasium.

{{Siehe auch|Liste bekannter Schüler der Thomasschule zu Leipzig}}

=== Mäzene ===
Der Bürgermeister [[Christian Lorentz von Adlershelm]] stiftete 1668 ein Kapital in Höhe von 4.550 Talern. Der Ratsherr [[Johann Ernst Kregel von Sternbach]] stiftete 2.500 Taler, deren Zinsen für die Beschaffung von Getränken verwendet werden sollten. Später stockte er die Stiftung um 500 Taler auf. Der Ratsherr [[Johann Franz Born]] stiftete 2.000 Taler zur Speisung von Schülern. Der Bürgermeister [[Heinrich Friedrich Innocentius Apel]] stiftete der Thomasschule 2.400 Taler und bedachte sie mit 1.600 Talern in seinem Testament. Der Rektor [[Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost]] stiftete der Thomasschule das 1746 von [[Elias Gottlob Haußmann]] gefertigte [[Ölgemälde]] Bachs. Dem Unternehmer [[Wigand von Salmuth|Wigand Freiherr von Salmuth]] ist die Restaurierung der Thomaskirche und der [[Wilhelm Sauer (Orgelbauer)|Sauer-Orgel]] sowie der Erwerb der [[Villa Thomana]] zu verdanken.

== Literatur ==
=== 19. Jahrhundert ===
* {{Literatur |Autor=Albert Brause |Titel=Johann Gottfried Stallbaum. Ein Beitrag zur Geschichte der Thomasschule in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts |Verlag=A. Edelmann |Ort=Leipzig |Datum=1897 |Online=http://www.archive.org/stream/johanngottfried00braugoog#page/n3/mode/1up}}
* {{Literatur |Autor=[[Oskar Dähnhardt]], [[Rudolf Hildebrand (Germanist)|Rudolf Hildebrand]] |Titel=Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen, auf der Thomasschule gesammelt |Verlag=B.G. Teubner |Ort=Leipzig |Datum=1898}}
* {{Literatur |Autor=[[Friedrich August Eckstein]] |Titel=Programm der Thomasschule in Leipzig |Verlag=A. Edelmann |Ort=Leipzig |Datum=1867 |Online={{Google Buch |BuchID=tA9CAAAAcAAJ |SeitenID=PP7 |Hervorhebung=Programm der Thomasschule in Leipzig}}}}
* {{Literatur |Autor=Eines Ehrbaren Hochweisen Raths der Stadt Leipzig |Titel=Ordnung der Schule zu St. Thomae |Verlag=Immanuel Tietz |Ort=Leipzig |Datum=1723 |Online=http://www.archive.org/stream/eehochwrathsder00germgoog#page/n0/mode/1up}}
* {{Literatur |Autor=Johann Friedrich Richard |Titel=Das Thomaskloster zu Leipzig, mit besonderer Berücksichtigung der Klosterschule |Verlag=Hundertstund & Pries |Ort=Leipzig |Datum=1877}}
* {{Literatur |Autor=[[Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost]] |Titel=Was hat die Leipziger Thomasschule für die Reformation gethan? |Ort=Leipzig |Datum=1817}}
* {{Literatur |Autor=Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost |Titel=Beiträge zur Geschichte der Thomasschule |Verlag=Staritz |Ort=Leipzig |Datum=1821}}
* {{Literatur |Autor=Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost |Titel=Die Feyer des 600jährigen Bestehens der Thomasschule zu Leipzig … |Ort=Leipzig |Datum=1822}}
* {{Literatur |Autor=[[Richard Sachse (Philologe)|Richard Sachse]] |Titel=Programm zur feierlichen Einweihung des neuen Schulhauses der Schola Thomana |Verlag=Hundertsstund & Pries |Ort=Leipzig |Datum=1877}}
* {{Literatur |Autor=Richard Sachse |Titel=Beiträge zur Geschichte des Thomasklosters und der Thomasschule |Verlag=A. Edelmann |Ort=Leipzig |Datum=1880}}
* {{Literatur |Autor=[[Richard Sachse (Philologe)|Richard Sachse]] |Titel=Jakob Thomasius, Rektor der Thomasschule |Verlag=Edelmann |Ort=Leipzig |Datum=1894 |URN=nbn:de:hbz:061:1-305446}}
* {{Literatur |Autor=[[Richard Sachse (Philologe)|Richard Sachse]] |Titel=Das Tagebuch des Rektors Jakob Thomasius |Verlag=Edelmann |Ort=Leipzig |Datum=1896 |URN=nbn:de:hbz:061:1-305426}}
* {{Literatur |Autor=[[Johann Gottfried Stallbaum]] |Titel=Die Thomasschule zu Leipzig nach dem allmäligen Entwicklungsgange ihrer Zustände insbesondere ihres Unterrichtswesens |Verlag=Staritz |Ort=Leipzig |Datum=1839 |Online={{Google Buch |BuchID=QBgBAAAAYAAJ |SeitenID=PT1 |Hervorhebung=thomasschule}}}}
* {{Literatur |Autor=Johann Gottfried Stallbaum |Titel=Über den inneren Zusammenhang musikalischer Bildung der Jugend mit dem Gesammtzwecke des Gymnasiums |Verlag=Nagel |Ort=Leipzig |Datum=1842}}
* {{Literatur |Autor=Johann Gottfried Stallbaum |Titel=Das Griechische und Lateinische in unsern Gymnasien und seine wissenschaftliche Bedeutung für die Gegenwart eine Schulrede, begleitet von einigen Bemerkungen über reformatorische Bestrebungen unserer Zeit |Verlag=Staritz |Ort=Leipzig |Datum=1846}}
* {{Literatur |Autor=[[Gustav Wustmann]] |Titel=Eine deutsche Schulkomoedie auf der Thomasschule (1660) |Verlag=Hundertstund & Pries |Ort=Leipzig |Datum=1877}}

=== 20. Jahrhundert ===
* {{Literatur |Autor=Oskar Dähnhardt |Titel=Beiträge zur vergleichenden Sagen- und Märchenforschung. Abhandlung zu dem Bericht der Thomasschule in Leipzig über das Schuljahr 1907/08 |Verlag=Edelmann |Ort=Leipzig |Datum=1908}}
* {{Literatur |Autor=Reinhart Herz, Richard Sachse |Titel=Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912 |Verlag=Teubner |Ort=Leipzig |Datum=1912}}
* {{Literatur |Autor=Reinhart Herz |Titel=Die Siebenhundertjahrfeier der Thomasschule zu Leipzig. (24.–26. September 1912); Bericht |Verlag=Edelmann |Ort=Leipzig |Datum=1913}}
* {{Literatur |Autor=Franz Kemmerling |Titel=Die Thomasschule zu Leipzig. Eine kurze Geschichte von ihrer Gründung 1212 bis zum Jahre 1227 |Verlag=Teubner |Ort=Leipzig |Datum=1927}}
* {{Literatur |Autor=Manfred Mezger |Hrsg=Bernhard Knick |Titel=St. Thomas zu Leipzig. Schule und Chor. Stätte des Wirkens von Johann Sebastian Bach. Bilder und Dokumente zur Geschichte der Thomasschule und des Thomanerchores mit ihren zeitgeschichtlichen Beziehungen |Verlag=Breitkopf & Härtel |Ort=Wiesbaden |Datum=1963}}
* {{Literatur |Autor=Richard Sachse |Titel=Die ältere Geschichte der Thomasschule zu Leipzig. Nach den Quellen dargestellt |Verlag=Teubner |Ort=Leipzig |Datum=1912}}
* {{Literatur |Hrsg=[[Hans-Joachim Schulze (Musikwissenschaftler)|Hans-Joachim Schulze]] |Titel=Die Thomasschule Leipzig zur Zeit Johann Sebastian Bachs. Ordnungen und Gesetze 1634, 1723, 1733. Zusammengestellt und mit einem Nachwort von Hans Joachim Schulze |Verlag=Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik |Ort=Leipzig |Datum=1987 |ISBN=3-7463-0085-1}}
* {{Literatur |Autor=Gottlieb Tesmer, Walther Müller |Titel=Ehrentafel der Thomasschule zu Leipzig. Die Lehrer und Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1912–1932 |Verlag=Selbstverlag des Thomasbundes e.&nbsp;V. |Ort=Leipzig |Datum=1934}}
* {{Literatur |Autor=[[Jakob Thomasius]] |Hrsg=Richard Sachse |Titel=Acta Nicolaitana et Thomana. Aufzeichnungen von Jakob Thomasius während seines Rektorates an der Nikolai- und Thomasschule zu Leipzig (1670–1684) |Verlag=Wörner |Ort=Leipzig |Datum=1912}}
* Franz C. Willmann: ''Die Leipziger Thomasschule.'' In: ''Reclams Universum'' 28.2 (1912), S. 1275–1277.
* {{Literatur |Autor=[[Percy Young]] |Titel=The musical tradition of the school and church of St. Thomas |Verlag=American Choral Foundation |Ort=New York |Datum=1981}}

=== 21. Jahrhundert ===
* {{Literatur |Autor=Brigitte Braun |Titel=Schola Thomana 1680–1750. Vom Leben, Lernen und Singen in der Thomasschule; 49. Kabinettausstellung im [[Bach-Museum Leipzig|Johann-Sebastian-Bach-Museum]] in Zusammenarbeit mit dem Thomanerchor Leipzig vom 17. Mai bis 9. September 2001; Ausstellungsprospekt |Verlag=Bach-Archiv |Ort=Leipzig |Datum=2001}}
* {{Literatur |Autor=Judith Krasselt |Hrsg=[[Hans-Jürgen Bersch]] |Titel=Die Thomasschule zu Leipzig zwischen Weimarer Republik und Nationalsozialismus |Reihe=Broschüren des Thomanerbund e.&nbsp;V. |BandReihe=2 |Verlag=Thomanerbund |Ort=Leipzig |Datum=2000}}
* {{Literatur |Autor=Rebecca Ziegs |Titel=Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972 |Reihe=Broschüren des Thomanerbund e.&nbsp;V. |BandReihe=3 |Verlag=Thomanerbund |Ort=Leipzig |Datum=2010 |ISBN=978-3-00-033375-0}}
* {{Literatur |Hrsg=Thomas Seidler |Titel=800 Jahre Thomana. Kirche, Schule, Chor |Verlag=Leipziger Medien-Service |Ort=Leipzig |Datum=2011 |ISBN=978-3-942360-06-7}}
* [[Michael Maul]]: ''„Dero berühmbter Chor“: Die Leipziger Thomasschule und ihre Kantoren 1212–1804.'' Lehmstedt, Leipzig 2012, ISBN 978-3-942473-24-8.
* Corinna Wörner: ''Zwischen Anpassung und Resistenz. Der Thomanerchor Leipzig in zwei politischen Systemen'' (= ''Studien und Materialien zur Musikwissenschaft,'' Bd. 123). Georg Olms Verlag, Hildesheim 2023, ISBN 978-3-487-16232-4. [https://www.olms.de/search/Detail.aspx?pr=2010419 (Abstract)]

=== Historische Schulprogramme ===
* ''Jahresbericht der Thomasschule in Leipzig''. Leipzig 1862; 1886–1892 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-237192}} Jahrgänge 1886–1892)
* ''Programm der Thomasschule in Leipzig''. Leipzig 1864–1885 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-236281}} Jahrgänge 1884–1885)
* ''Jahresbericht des Thomasgymnasiums in Leipzig''. Leipzig 1893–1896 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-307652}} Jahrgänge 1893–1896)
* ''Bericht über das Schuljahr ...'' Leipzig 1897–1928 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-237178}} Jahrgänge 1897–1911, 1915)

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.thomasschule.de/ Website der Thomasschule zu Leipzig]
* [http://www.thomanerbund.de/ Internetpräsenz der Thomanerbund e.&nbsp;V.]
* [http://www-db.sn.schule.de/output/start.php?dc=4440368 Schulporträt Thomasschule] in der [[Sächsische Schuldatenbank|Sächsischen Schuldatenbank]]
* {{DNB-Portal|2089748-0|''Thomasschule zu Leipzig''}}
* {{DDB-Suche|Thomasschule Leipzig|''Thomasschule zu Leipzig''}}
* {{Spk-digital|Thomasschule Leipzig|NAME=''Thomasschule zu Leipzig''}}

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{Navigationsleiste Gymnasien mit vertiefter Ausbildung in Sachsen}}
{{Navigationsleiste Gymnasien in Leipzig}}
{{Lesenswert|27. Juni 2011|90527479}}
{{Normdaten|TYP=k|GND=2089748-0|LCCN=n/83/129434|VIAF=156614806}}

[[Kategorie:Gymnasium in Leipzig]]
[[Kategorie:Internat in Sachsen]]
[[Kategorie:Ganztagsschule]]
[[Kategorie:Comenius-Projektschule]]
[[Kategorie:Augustiner-Chorherren]]
[[Kategorie:Schule nach Namensgeber|Thomas (Apostel)]]
[[Kategorie:Gegründet 1212]]
[[Kategorie:Humanistisches Gymnasium in Deutschland]]
[[Kategorie:Bachviertel]]

Zusammenfassung und Quellen:

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„Thomasschule zu Leipzig“ – Bearbeiten

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