Paul Kother



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Grab der Familie Kother
Grab der Familie Kother

Friedrich Paul Kother (* 1. Mai 1878inLeipzig; † 7. Juli 1963inWeimar) war ein deutscher Maler und Grafiker des Expressionismus. Er kann der sogenannten vergessenen oder auch verschollenen Generation zugerechnet werden.

Leben und Wirken

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Paul Kother kam 1878 als drittältester Sohn der Bahnarbeiters August Carl Kother und dessen Ehefrau Amalie, geb. Dorn, in einfachen Verhältnissen zur Welt. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er 1892 an der Städtischen Gewerbeschule Leipzig eine einjährige Ausbildung zum Modezeichner. Sein zeichnerisches Talent wurde frühzeitig erkannt und bald durch Persönlichkeiten wie dem Bildhauer Carl Seffner und dem Verleger Max Abraham gefördert. Noch vor dem Antritt des Studiums betätigte er sich intensiv als Porträtzeichner u. a. im Leipziger Reiche-Spittel. Im Alter von sechzehn Jahren trat Kother 1894 in die Leipziger Kunstakademie ein, an der er die klassische Grundlehre absolvierte. 1896 wechselte er zur Fortsetzung des Studiums an die Königliche Akademie der Bildenden Künste in Dresden. Zu seinen Lehrern zählten Carl Bantzer und Hermann Prell. Hier machte er auch die Bekanntschaft mit Otto Mueller und dessen Schwester Mara, die 1909 seine Frau wurde. 1898 bis 1899 bezog er mit Mueller eine gemeinsame Atelierwohnung in München.[1]

1909 zog die junge Familie Kother nach Dresden, wo sie in ärmlichen Verhältnissen lebten. Seine Bilder und die Bildstickereien von Mara fanden in Gerhart Hauptmann, Walter Rathenau und Käthe Kollwitz nicht nur Käufer, sondern auch Unterstützer. 1912 erfolgten erste Ausstellungsbeteiligungen an der Großen Dresdner Kunstausstellung und im Leipziger Kunstverein. Eine positive Beurteilung seiner Bilder durch den Kunstkritiker Max OsbornimLeipziger Tageblatt[2] verhalf ihm zu einer gemeinsamen Ausstellung mit Max Pechstein, Max Beckmann, Cuno Amiet und Maria Slavona in der Dresdner Galerie Ernst Arnold. 1914 zog die Familie nach Berlin um. Hier hatte Kother Kontakt zu Ernst Ludwig Kirchner und Conrad Felixmüller. Im Ersten Weltkrieg war er anfangs als Kriegsmaler in Gefangenenlagern und an der Westfront tätig, ehe er Ende 1915 zum Militärdienst einberufen wurde. In diese Zeit fiel 1916 die 42. Sturm-Ausstellung in Berlin, an der neben ihm auch Conrad Felixmüller und Lyonel Feininger teilnahmen.

Einer Beteiligung an der Ausstellung der Freien Secession 1920 folgte 1921 eine Einzelausstellung in der Galerie Ferdinand Möller in Berlin. 1922 wurde ihm durch Max Liebermann der Ehrenpreis der Preußischen Akademie der Künste verliehen. 1928 erfolgte der Umzug nach Weimar. Während der Zeit des Nationalsozialismus erhielt Kother Ausstellungsverbot und zog sich mehr und mehr aus dem künstlerischen Leben zurück. Sein Auskommen sicherte er mit dem Verkauf unverfänglicher Genre-Bilder. In der DDR wurde er 1952 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler. Er arbeitete im Städtischen Atelierhaus Weimar, nahm aber nur noch selten an Ausstellungen teil.

Paul Kother und seine Frau Mara (1878–1941) hatten gemeinsam drei Söhne und eine Tochter. Während der erste Sohn 1910 bereits sechs Tage nach der Geburt starb, fielen die beiden anderen Söhne 1940 und 1941 im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront. Kother starb weitgehend vergessen 1963 in Weimar. Das Grab der Familie befindet sich auf dem Weimarer Hauptfriedhof.[3]

Werk

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In seiner Ausbildung noch mit dem wilhelminischen Akademismus konfrontiert, beeinflussten – einhergehend mit gesellschaftlichen Umbrüchen und Krieg – Jugendstil, früher Kubismus, Expressionismus und die moderne französische Malerei auch den jungen Kother. Grundlegende handwerkliche Fertigkeiten, verbunden mit großer Einfühlsamkeit, eignete er sich besonders beim Porträtieren benachteiligter Menschen sowie in Verbindung mit den Natur- und Landschaftsstudien seines Dresdner Lehrers Carl Bantzer an. Bald enthielten seine Arbeiten auch großformatige Figurenkompositionen. Wie bei Mueller oder Kirchner prägten Akte, vornehmlich am Strand, eine Zeit lang sein Schaffen. Wesentlichen Einfluss auf die Herausbildung seines melancholischen Expressionismus hatten das introvertierte Wesen und der geheimnisvolle Charakter seiner Frau Mara, die er wieder und wieder porträtierte oder in Bildern ihre Gesichtszüge einfließen ließ. Trotz Wertschätzung und persönlicher Kontakte zur Künstlergruppe Brücke schloss er sich dieser nicht an. Kothers Expressionismus war gemäßigter als der von Kirchner, Pechstein oder Heckel. Seine Malerei blieb gegenständlich, die Umrisslinie blieb vorherrschend und seine Bilder hatten ein ihm eigenes Kolorit.[1]

Kothers Hauptschaffenszeit waren die Jahre zwischen 1905 und 1935, unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg. Als Kriegsmaler fertigte er erst in Gefangenenlagern und später an der Front in Frankreich unzählige Zeichnungen, Aquarelle und Skizzen, bei denen nicht die Verherrlichung des Krieges, sondern die Verbundenheit mit dessen Opfern und Verlierern im Vordergrund stand. Auch zur Zeit der Weimarer Republik entstanden Arbeiten mit unmittelbar menschlichem Potenzial. Immer wieder wandte er sich auch religiösen Themen zu.

Neben einer großen Anzahl von Ölgemälden und Pastellzeichnungen hinterließ Kother auch ein umfangreiches grafisches Werk in den Techniken Zeichnung (Kohle, Tusche, Aquarell), Linolschnitt und besonders Radierung. Eine zeitliche Zuordnung seiner Arbeiten wird dadurch erschwert, dass er oftmals auf Signatur und Datierung verzichtete. Seine Werke waren und sind posthum deutschlandweit in Ausstellungen zu sehen. Sie befinden sich in Privatbesitz, sind Bestandteile von Sammlungen und in Besitz öffentlicher Einrichtungen (z. B. Klassik Stiftung Weimar).

Arbeiten (Auswahl)

Ausstellungen (Auswahl)

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Einzelausstellungen:

Ausstellungsbeteiligungen:

Ausstellungen und Beteiligungen posthum:

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Ralf F. Hartmann (Hrsg.): Paul Kother 1878–1963 – Melancholischer Expressionismus. Der Maler und Grafiker Paul Kother (1878–1963). Mit Beiträgen von Ralf F. Hartmann und Bernd Küster. Verlag der Galerie Pro Art, Verden 2018, ISBN 978-3-926473-11-0.
  2. Max Osborn, Leipziger Tageblatt und Handelszeitung, Morgenausgabe: Zwei Leipziger Maler im Leipziger Kunstverein (Digitalisat). In: SLUB / Digitale Sammlungen. 29. Mai 1912, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  3. Jens Lehnert, Thüringische Landeszeitung Weimar: Ein Denkmal nicht aus Stein. In: PressReader. PressReader Inc., 28. April 2022, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  4. a b Paul Kother: Blumen Stilleben. In: Deutsche Fotothek. SLUB / Deutsche Fotothek, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  5. Rolf Rösner: Weimarer Künstler stellen aus. Malerei, Graphik, Plastik, Kunstgewerbe. Katalog zur Ausstellung. Hrsg.: Sparte Bildende Kunst, FDGB. Weimar 1946.
  6. Paul Kother – Ein unbekannterExpressionist in Weimar (PDF-Download). In: Bauhaus-Universität Weimar. Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e. V., 2016, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  7. Paul Kother (1878–1963) – Melancholischer Expressionismus. In: Museum Heylshof, Worms. Stiftung Kunsthaus Heylshof, 2019, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  8. Melancholischer Expressionismus – Paul Kother. In: Overbeck-Museum Bremen. Verein der Freunde des Overbeck-Museums e. V., 2021, abgerufen am 30. Oktober 2022.
Personendaten
NAME Kother, Paul
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler
GEBURTSDATUM 1. Mai 1878
GEBURTSORT Leipzig
STERBEDATUM 7. Juli 1963
STERBEORT Weimar

Abgerufen von https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Paul_Kother&oldid=227691271

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