Der Ort liegt im Kamptal am rechten Flussufer gegenüber von Gars am Kamp. Die Seehöhe in der Ortsmitte beträgt 298 Meter. Die Fläche der Katastralgemeinde umfasst 5,89 km². Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 417 Einwohner (Stand: 1. Jänner 2023[1]).
Thunau am Kamp war bereits während der Jungsteinzeit besiedelt.[3] Die auf dem Schanzberg in der La-Tène-Zeit entstandene und zwischen 1965 und 1990 untersuchte Höhensiedlung ist eine der wichtigsten Fundstellen dieser Epoche in Österreich.[4]
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war die Geschichte des Ortes eng mit jener der Festung Thunau verbunden.
Mit der Inbetriebnahme der Kamptalbahn entwickelte sich Thunau am Kamp, wo seit 1899 das „Hotel Šimunek“ bestand, zu einer bedeutenden Sommerfrische. Nach 1945 konnte der Ort nicht mehr an die Tradition der Sommerfrische anschließen. Veränderte Reisegewohnheiten, aber auch der Bau der Kamptal-Stauseen, der zu einem starken Temperaturrückgang des von zahlreichen Badeanstalten gesäumten Kamps führte, entzogen dem Tourismus im Kamptal seine wichtigsten Grundlagen.[5] 1938 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde der Gemeinde Gars am Kamp angeschlossen,[6] 1945 wurde sie wieder selbstständig. 1971 wurde sie im Zuge der Gemeindezusammenlegungen zu einem Ortsteil der Marktgemeinde Gars am Kamp.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blick von der Hamerlingwarte auf die Burgruine Gars sowie die Kirche St. Gertrud und den Friedhof in Thunau am KampEhemalige Pfarrkirche hl. Getrud am Südosthang des Burgberges„Warenhaus Georg Obenaus“ am heimlichen Hauptplatz von ThunauBurgruine Gars sowie die Kirche St. Gertrud in Thunau am Kamp
Burgruine Gars am Kamp: Die Burg wurde in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts als Residenz der Babenberger errichtet. Im 12. Jahrhundert von einem Zweig der Kuenringer genutzt, kam es im Mittelalter und in der Neuzeit zu zahlreichen Besitzwechseln. Im ausgehenden 17. Jahrhundert wurde sie schlossartig ausgebaut. Der Verfall zur Ruine begann im ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Ruine ist frei zugänglich und wird kulturell, unter anderem für Opernfestspiele genutzt.[7]
Katholische Pfarrkirche Thunau am Kamp hl. Gertrud: Die neben der Festung gelegene Kirche St. Gertrud besteht vermutlich schon seit dem 10. Jahrhundert. Der Bau mit seinem spätromanischen Langschiff enthält zahlreiche bedeutende Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.[8]
Befestigte Höhensiedlung Thunau am Kamp: An der Fundstelle Schanzberg wurde das Südtor der „Schanze“, einer slawischen Befestigungsanlage aus dem 9. Jahrhundert rekonstruiert. Der archäologische Park ist frei zugänglich.
Seit 1995 fährt der Garser Bus, eine Initiative des Wirtschaftsvereins „Gars Innovativ“, jeweils freitags an Werktagen Thunau am Kamp, alle anderen Ortsteilen und weitere Orte der Umgebung an, um Personen, die keinen PKW besitzen und keinen Anschluss an den ÖPNV haben, Einkäufe und Erledigungen in Gars am Kamp zu ermöglichen.[9][10]
Bedeutende in Thunau am Kamp geborene oder hier wirkende Menschen
Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel Ober-Manhardsberg. 6 von 34 Bänden. 4. Band: Gars bis Drosendorf. Anton Benko, Wien 1840, S. 28 (Thunau – Internet Archive).
Franz Eppel: Das Waldviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 8. Aufl., Salzburg 1984, S. 219–220. ISBN 3-900173-01-X
Herwig Friesinger: Die Befestigungsanlagen in Thunau. 5000 Jahre Siedlung im Garser Raum. Eggenburg 1975.
Julius Kiennast: Chronik des Marktes Gars in Nieder-Oesterreich. Horn 1920, S. 148–150.
Ilse Schopf: St. Gertrud, die mittelalterliche Pfarrkirche von Gars/Thunau. In: Das Waldviertel. 51. Jg., H. 4 (2002), S. 377–396.
Andreas Weigel: Die Sommerfrische im Wandel der Zeiten. In: Bettina Marchart und Markus Holzweber (Hrsg.): Garser Geschichte'’n’'. Gars am Kamp. Tausende Jahre Kulturlandschaft (2014). S. 521–588. ISBN 978-3-9503541-3-3
↑Elisabeth Ruttkay: Zwei endneolithische Brandgräber aus Gars am Kamp, Thunau, VB Horn, Niederösterreich. Beitrag zur Gräberkunde des Endneolithikums. Belgrad 1992, S. 281–197
↑Maciej Karwowski: Thunau am Kamp – Eine befestigte Höhensiedlung. Wien 2006. ISBN 978-3-7001-3603-3
↑Susanne Hawlik: Sommerfrische im Kamptal. Der Zauber einer Flusslandschaft. Wien-Köln-Weimar 1995. ISBN 978-3-205-98315-6.
↑Michael Rademacher: Kreis Horn. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Eintrag zu Thunau am Kamp in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
↑Franz Eppel: Das Waldviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 8. Aufl., Salzburg 1984, S. 220. ISBN 3-900173-01-X
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