1542 begann die Reformation des Wolfenbütteler Kirch- und Schulwesens, im Zuge derer es im folgenden Jahr zur Gründung einer Knabenschule kam, deren Lehrplan Christentum und alte Sprachen umfasste. 1596 zog die Hochfürstliche Schule in Wolfenbüttel in ein neues Gebäude neben der Marienkirche, eine „Bildungsstätte zu logischem Denken und zur Gotteserkenntnis“. Neun Jahre später wurde erstmals ein Wolfenbüttler Schulprogramm erstellt, das die Unterrichtsfächer Latein, Altgriechisch, Religion, Dialektik, Rhetorik und Musik als Hauptfächer sowie Naturwissenschaften, Geschichte und Ethik als Nebenfächer umfasste. 1705 erfolgte der Umzug in die sogenannte Herzogliche Kommisse. Im Jahr 1749 erhielt die Hochfürstliche Schule in Wolfenbüttel ihren heutigen Namen, indem sie in Herzogliche Große Schule umbenannt wurde.
1824 wurde die erste Abiturprüfung abgehalten. 1828 wurde im Sinne der Reformen des Turnvaters Jahn und der freiheitlich-demokratischen Bestrebungen dieser Zeit Turngemeinde (TG) gegründet, die bis heute fortbesteht.
Im Jahre 1879 wurde ein Neubau für die Schule am Rosenwall 12 fertiggestellt. Er besteht aus gelbem Backstein und hatte ursprünglich einen massiven Mittelbau, zwei Hauptflügel und einen kleineren Nebenflügel, der heute durch einen größeren Neubau ersetzt ist. An der Straßenseite zeigt das Gebäude den lateinischen Spruch:
DEO ET STUDIOSAE JUVENTUTI
(deutsch: Für Gott und die strebsame Jugend)
An der Rückseite zum Schulhof hin steht geschrieben:
MENS SANA IN CORPORE SANO
(deutsch: Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper)
Bis in heutige Zeit befindet sich das Hauptgebäude der Großen Schule an dieser Stelle. Von 1893 bis 1921 leitete der Raabe-Freund Wilhelm Brandes die Schule.
1928 wurde die Schule in ein Reform-Realgymnasium mit dem Namen Staatliche Große Schule umgestaltet.
1940 erhielt die Schule den Namen Große Schule, der bis heute geblieben ist.
Während der NS-Zeit regte sich Widerstand gegen die Durchdringung des Religionsunterrichts durch die NS-Ideologie. Infolgedessen wurden Schüler der Schule verwiesen, der Direktor suspendiert und ein Religionslehrer strafversetzt.
1957 erhielt die Schule mit dem Elster-und-Geitelhaus ein weiteres Gebäude, in dem heute die gymnasiale Oberstufe unterrichtet wird. Benannt wurde das neue Schulgebäude nach den durch ihre Forschungen bekannt gewordenen Oberlehrern Julius Elster und Hans Geitel, die Pionierarbeit auf dem Gebiet der Radioaktivität leisteten.[2]
Seit 1964 ist die Große Schulekoedukativ, das heißt auch Mädchen zugängig, wobei im ersten Schuljahr zwei Schülerinnen der Schülerschaft angehörten.
In der Schulleiterära von Peter Ensthaler wurde 1997 die Dr.-Oskar-Sommer-Stiftung zur Förderung der Völkerverständigung von dem ehemaligen Schüler Oskar Sommer (Abitur 1923) gegründet, 2001 wurde der Neubau für Kunst, Musik und Theaterspiel errichtet und erhielt den Namen Dr.-Oskar-Sommer-Haus, ab 2004 im Zuge der Sanierung steht das ehemalige Direktorenhaus der Schule zusätzlich für Unterricht und ab 2010 als Medienzentrum zur Verfügung, im Jahre 2005 bekam das Gymnasium die erste Ganztagsgenehmigung in Wolfenbüttel und im Jahre 2009/2010 wurde der als „Mensahaus“ bezeichnete große Neubau errichtet, der allgemeine Unterrichtsräume für Klassen, Fachräume für die Naturwissenschaften und die Informatik sowie eine Mensa bietet. Nach Eröffnung dieses Neubaus im Mai 2010 konnte sich auch der Ganztagsunterricht an der Schule weiterentwickeln. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die fünften und sechsten Klassen aus der Außenstelle Wallstraße (dort seit 2004 ansässig) wieder an den Rosenwall verlegt.
Frontansicht des Hauptgebäudes (2022)Dr.-Oskar-Sommer-HausRückansicht des HauptgebäudesEhemaliger Eingang zum NaturwissenschaftstraktEhemalige Seitenansicht des Naturwissenschaftstrakts (vor der Sanierung aufgrund des Hochwassers)Blick auf einen Teil des Schulhofs und die SporthallenNebengebäude: links Elster-und-Geitelhaus, rechts Mensahaus
Neben der Turngemeinde (TG), die ein umfangreiches überwiegend von Schülern betreutes Sportprogramm anbietet, existiert mit dem Concilium Germanicum (CG!) eine Schülerverbindung. Von den beiden Gruppen werden z. B. der sogenannte Turnerball oder das Bayerische Fest veranstaltet.
Zusätzlich gibt es an der Schule eine Computer-AG, eine Schach-AG, eine Foto-AG und AGs, die sich mit Astronomie, Fliegen und anderen naturwissenschaftlich-technischen Themen beschäftigen. Das kulturelle Angebot wird durch Theater-AG Schulorchester und Vororchester, zwei Chöre, diverse von den Schülern selbst organisierte Bands, Blechbläserensemble und Querflötenensemble bereichert. Außerdem gibt es an der Schule noch eine Bibliothek und eine Gruppe, die unter Leitung eines Lehrers die sogenannte Schulchronik erstellt.[3]
Außerdem gibt es noch einen Schulsanitätsdienst, welcher sowohl im Schulalltag als auch bei Schulveranstaltungen für die Versorgung von verletzten Personen bereitsteht. Die Mitglieder der AG werden in regelmäßigen Erstehilfekursen des Deutschen Roten Kreuzes aus- und fortgebildet. Zudem nimmt der Schulsanitätsdienst der Großen Schule regelmäßig an dem Bremer Erstehilfewettbewerb Hand aufs Herz[4] teil.
Als einzige Schule in Wolfenbüttel bietet die Große Schule Latein als zweite Fremdsprache schon ab Klasse 5 an. Dieses ist eins der fünf "plusProgramme", zu denen auch ein zusätzlicher Unterricht in MINT oder Sport zählen. Des Weiteren gibt es einen bilingualen Zweig und eine Orchesterklasse.
In regelmäßigen Abständen engagieren sich die Schüler der Großen Schule für gemeinnützige Zwecke. Beispiele sind die Laufveranstaltung Run-for-Help zu Gunsten der deutschen Multiple-Sklerose Gesellschaft und ein Benefizkonzert für die Opfer des großen Elbhochwassers. Weitere Aktionen der Schule sind zudem das jährliche Schulkonzert im Juni, bei dem alle musikalischen Gruppen der Schule ihr Können präsentieren, insbesondere treten dort auch regelmäßig Schüler aller Klassenstufen als Solisten mit Orchester auf und es gab auch bereits einige Uraufführungen. Zum Jahresanfang findet der Turnerball der TG statt, der lokal großen Anklang findet.
Neben den Austauschprogrammen der Stadt unterhält die Große Schule bereits seit 1995 eine intensive Kooperation mit dem Colegiul National de Mihai Eminescu, einer Schule in der rumänischen Partnerstadt Satu Mare. Im Zuge dieser Kooperation kommt es regelmäßig zu gegenseitigen Besuchen beispielsweise durch die Basketball-Schulmannschaften, aber auch ganzer Klassen wie zuletzt 2007. Dies wird insbesondere auch finanziell durch die schuleigene Dr.-Oskar-Sommer-Stiftung unterstützt, die sich der Völkerverständigung verschrieben hat.
Seit einem Besuch einer Delegation im Oktober 2009 unter Leitung des Schulleiters Peter Ensthaler besteht des Weiteren eine Schulpartnerschaft mit der „No. 1 High School Affiliated with Tongji University“ in Shanghai, China[5].
Johann Christoph Dommerich (1723–1767), Philosoph, evangelisch-lutherischer Theologe und Hochschullehrer, von 1749 bis 1759 Rektor der Schule
Christian Leiste (1738–1815), Mathematiker, Physiker und Geograf, von 1778 bis zu seinem Tod Rektor der Großen Schule
Konrad Heusinger (* 2. August 1752 Wolfenbüttel; † 12. Januar 1820 ebenda) deutscher Klassischer Philologe und Pädagoge, Schüler und von 1778 bis 1790 Konrektor an der Schule.
Theodor Schliephake (1808–1871), deutscher Philosoph, Geschichtsschreiber und Hochschullehrer, besuchte die Schule
Karl Bergwitz (* 7. November 1875 in Wolfenbüttel; † 14. November 1958 in Braunschweig), Physiker und Lehrer
Martin Biastoch, (* 3. März 1965), Historiker und klassischer Philologe in Göttingen
Wilhelm Brandes (* 21. Juli 1854 in Braunlage; † 6. Februar 1928 in Wolfenbüttel), Schriftsteller und Lehrer
Karl Dauber (* 20. August 1841 in Holzminden; † 13. Mai 1922 in Braunschweig), Rektor der Großen Schule von 1889 bis 1893
Erich Leimkugel (* 8. August 1877 in Schöppenstedt; † 22. März 1947 in Essen), Apotheker, Ballonfahrer, Politiker
Paul Eyferth (1872–1956), von 1917 bis 1933 Bürgermeister von Wolfenbüttel
Peter Ensthaler (* 8. November 1948 in Königslutter am Elm); Oberstudiendirektor; Schulleiter von 1996 bis 2010, Germanistik und Geschichtswissenschaft
August Fink (* 14. Dezember 1890 in Wolfenbüttel; † 23. August 1963 ebenda), Kunsthistoriker, Hochschullehrer und Direktor des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig
Wilhelm Raabe[6], (Pseudonym: Jakob Corvinus; * 8. September 1831 in Eschershausen; † 15. November 1910 in Braunschweig), Schriftsteller (Erzähler)
Johannes Reiske (* 25. Mai 1641 in Gera; † 20. Februar 1701 in Wolfenbüttel), Pädagoge und Historiker, von 1679 bis 1701 Rektor des Gymnasiums Große Schule in Wolfenbüttel
Kurt Selle (* 7. Januar 1932 in Bremen; † 27. Mai 2007 in Braunschweig), Pädagoge und Altphilologe, ehem. Leiter des Gymnasiums Große Schule in Wolfenbüttel
bis 2006 Rudolf Ordon (Hrsg.), ab 2007 Klaus Hantelmann (Hrsg.): Schulchronik. jährlich seit 2000
Glaubenslehre, Bildung, Qualifikation. 450 Jahre Große Schule in Wolfenbüttel. Ein Beitrag zur Geschichte des evangelischen Gymnasiums in Norddeutschland. Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Nr. 69. Berlin 1993
Peter Ensthaler (Hrsg.), Autoren: Kerstin Goebel, Barbara Bartkowski-Stiemert: Klimmzüge, Festschrift zum 175jährigen Bestehen der Turngemeinde. Wolfenbüttel 2003, ISBN 3-00-011456-4.
444 Jahre Große Schule Wolfenbüttel (1543–1987). Hrsg.: Lehrer u. Schüler d. Grossen Schule Wolfenbüttel. Verantwortl.: Kurt Selle, Wolfenbüttel 1987.
Martin Biastoch: Das Concilium Germanicum an der Großen Schule in Wolfenbüttel 1910–2010: Ein Beitrag zur Wolfenbütteler Bildungsgeschichte. Essen 2010, ISBN 978-3-939413-09-7.